Am 14. August 1860 kam im Haus Oberer Stadtplatz 2 der kleine Rudolf Andrä Walch zur Welt. Er war das zweite Kind von Franz Walch, Glaser- und Zinngießermeister, und von Anna Schmotzer. Vater Franz war neben seinem Beruf auch als Turmwächter der St. Nikolauskirche beschäftigt. Ein Jahr nach Rudolfs Geburt wohnte die Familie bereits in der Rosengasse 11, scheint etwas später nach Innsbruck abgewandert zu sein.
Hall blieb für Rudolf Walch noch lange Heimatgemeinde
Der 18-jährige Student Rudolf erhielt 1878 einen Heimatschein von seiner noch zuständigen Heimatgemeinde Hall. Schon bald danach dürfte er als Schullehrer tätig geworden sein, wo, ist uns noch nicht bekannt. Als seine erste Ehefrau Judith 1889 in St. Ulrich a. P. stirbt, wird er als dortiger Schulleiter genannt. Aus dieser Ehe ging zumindest eine Tochter hervor. Bald darauf findet man Rudolf als Schulleiter in Auerbach bei Linz, wo er seine zweite Ehefrau Anna kennenlernt. Sie heiraten 1892. Nach wie vor ist aber Hall seine Heimatgemeinde.
Mittel um Rechte geltend zu machen, fehlten leider
1895-1902 arbeitet Rudolf Walch als Schulleiter in Sparbaregg bei Pinggau in der Steiermark, wechselt dann nach St. Ruprecht ob Murau. Noch in Sparbaregg macht er jene Erfindung, für die er nicht(!) berühmt werden sollte, weil es ihm an Mitteln fehlte, um seine Rechte aufrecht zu halten. Laut Patenturkunde vom 18. April 1897 erfand er einen „zur Erleichterung des Zahnens dienenden Körper“. Weil Kleinkinder beim Zahnen häufig auf Finger und Gegenstände beißen, kam ihm die Idee, eine Vorrichtung zu entwickeln, die diese Aufgabe übernehmen konnte. Deshalb entwarf er einen „fingerähnlichen Körper“, der mit einem Gummisauger überzogen war, „damit das Kind nicht unmittelbar den harten Gegenstand im Munde hat.“ Dem fingerartigen Körper konnte ein Röhrchen angeschlossen werden, das durch einen Schlauch mit einer Saugflasche verbunden war. „Auf diese Weise kann das Kind Milch oder sonstige flüssige Nahrung zu sich nehmen.“ Eine Ringscheibe diente zum Festhalten des Saugers, ein Ring zum Umhängen mittels einer Schnur. „Ein Hauptvorteil dieses Gerätes ist, dass es sich äußerst leicht und sorgfältig reinigen lässt.“
Sohn trat als Erfinder in die Fußstapfen des Vaters
Schon die Beschreibung in der Patentschrift erinnert an den heute allseits bekannten Kinderschnuller, der auch an Saugflaschen zu finden ist. Die Ähnlichkeit ist auch an den beigefügten Zeichnungen abzulesen. Damit war die Idee geboren, allein es fehlte an Geld. Rudolf Walch starb 1910 in Tamsweg, ohne den Fortbestand seiner Patentrechte sichern zu können. Seine Frau versuchte vergeblich, sie geltend zu machen.
Von den neun Kindern trat Sohn Rudolf in die Fußstapfen des Vaters. Wie dieser konnte auch er auf mehrere Erfindungen verweisen – mit ähnlichem Erfolg. Sein „Kuvertbrief“ etwa ist uns allen bekannt, wird aber nicht mit seinem Namen in Verbindung gebracht. Vater Rudolf wird als ein verkannter Haller Erfinder in die Geschichte eingehen.
Text: Stadthistoriker Mag. Dr. Alexander Zanesco